In Zeiten der Digitalisierung ist alles im Wandel. Betrifft das auch unsere Job Skills? Und ob! Wir haben uns die Trend-Kompetenzen der nächsten Zeit einmal genauer angesehen. Eines vorweg: Im Berufsleben wird es emotional.

Das Weltwirtschaftsforum (World Economic Forum), das aktuelle Fragen rund um Wirtschafts-, Sozial-, Gesundheits-, und Umweltpolitik diskutiert, hat einen Vergleich zwischen vergangenen Job Skills und zukünftigen veröffentlicht. Genauer gesagt wurde verglichen, welche Kompetenzen im Jahre 2015 in der Industrie gefragt waren und welche 2020 gebraucht werden.

Industrie 4.0 und neue Job Skills

Die sogenannte industrielle Revolution wird auch im nächsten Jahr zu den Topthemen der Wirtschaft zählen. Mittlerweile spricht man von Industrie 4.0 – was letztendlich nur eine Betitelung der eng verzahnten Kommunikation und Kooperation von Mensch, Maschine, Logistik und Produkt ist.

Es ist nur logisch, dass sich die Job Skills, die Mitarbeiter idealerweise mitbringen, verändern, wo doch die Digitalisierung immer tiefer in allen Branchen Einzug hält. Dennoch ist es faszinierend zu sehen, dass sich die gewünschten Kompetenzen in nur fünf Jahren stark gewandelt haben:

Skills 2015

1. Lösen komplexer Probleme
2. Koordinieren im Team
3. People Management
4. Kritisches Denken
5.Verhandlungsgeschick
6. Qualitätssicherung
7. Serviceorientierung
8. Urteilsvermögen
9. Aktives Zuhören
10. Kreativität  
Skills 2020

1. Lösen komplexer Probleme
2. Kritisches Denken
3. Kreativität
4. People Management
5. Koordinieren im Team
6. Emotionale Intelligenz
7. Urteilsvermögen
8. Serviceorientierung
9. Verhandlungsgeschick
10. Kognitive Flexibilität  
Recherchequelle: weforum.org

Während 2015 die Kreativität den letzten Rang der Skill-Liste belegte, rückt sie 2020 auf den dritten Platz vor. Wie sich dieser Trend erklären lässt? Zunächst muss man definieren, was eigentlich hinter dem Begriff Kreativität steckt.

Kreativität – eine urmenschliche Fähigkeit

Bildquelle: pixabay.com, Pexels

Kreativität als Job Skill besteht sowohl aus emotionalen und psychischen Aspekten als auch aus der Bereitschaft, Lösungen und Strategien zu hinterfragen. Ungewöhnliche Lösungsansätze ausprobieren, innovativ denken und keine Angst vorm Scheitern einer Idee haben, egal wie absurd auf Außenstehende wirken mag: All das sind Fähigkeiten, die uns (bisher) keine Maschine abnehmen kann.

Und doch ist Kreativität in unserer heutigen Zeit besonders wichtig – die Entwicklungen sind viel zu schnelllebig, als dass man ohne kreatives Denken, Umdenken und Experimentieren erfolgreich sein könnte. Wie sagt schon eine Volksweisheit: Beständig ist allein der Wandel.

Kann man Kreativität lernen?

Kreativität ist ganz natürlich. Jeder Mensch besitzt von Natur aus ein Kreativitätstalent. Bei manchen Menschen ist es stärker ausgeprägt als bei anderen – doch kreatives Denken kann trainiert werden. Im Alltag Regeln und Standards bewusst zu hinterfragen, fest verankerte Routinen aufzubrechen und die eigene Komfortzone zu verlassen, sind effektive Wege, kreativer zu werden. Es gibt eine Vielzahl an Techniken, wie das allseits bekannte Mindmapping, die kreatives Denken fördern. Viel wichtiger ist aber: Kreativität ist per se keine Technik, sondern eine Einstellungsfrage, die Mut zur Veränderung und zum unkonventionellen Denken voraussetzt.


Bildquelle: Pexels.com, Jopwell

EQ vs. IQ – Emotionale Intelligenz als neues Job Skill

Noch interessanter als die gestiegene Wertschätzung für die menschliche Kreativität ist das erstmalige Erscheinen der Kompetenz Emotionale Intelligenz – auch hierzulande gerne Emotional Intelligence genannt. Definitiv handelt es sich hierbei um ein Buzzword, das uns in den kommenden Jahren häufig begegnen wird. Zum Repertoire der Standardfloskeln in Bewerbungsgesprächen sollten Personaler schon jetzt die Frage hinzufügen: „Wie schätzen Sie Ihre Emotional Intelligence ein?“

Noch vor wenigen Jahren war Fachwissen das unangefochtene Top-Skill. Je mehr Fachkenntnisse ein Mitarbeiter auf dem Papier nachweisen konnte, desto besser. Doch was nützt der klügste „Fachidiot“, wenn er null Empathie an den Tag legen kann? In einer Wirtschaft, die sich mehr und mehr auf Technik stützt und verlässt, ist Zwischenmenschlichkeit wichtiger denn je. Nicht zuletzt, weil wir Entscheidungen in erster Linie aus emotionalen Antrieben fällen. Man stelle sich Führungskräfte vor, die emotional so kalt sind wie Stickstoff – das lässt einiges auf die Entscheidungsqualität und die Unternehmenszukunft schließen.

Rein theoretisch zählt man zur Emotionalen Intelligenz Kompetenzen wie Selbstreflexion, Motivation, Empathie sowie die Knüpfung und Pflege von sozialen Kontakten. Im Arbeitsalltag bedeutet dies, sich in Kollegen und Mitarbeiter hineinversetzen zu können und ihnen aktiv zuzuhören. Aktiv meint dabei, in einen wirklichen Dialog zu treten und auf Aussagen einzugehen. Wurde diese Fähigkeit 2015 noch gesondert betrachtet, wird sie zukünftig ein Schlüssel-Skill sein.

Kann man Emotionale Intelligenz lernen?

Manche Menschen weisen von Natur aus eine hohe Emotionale Intelligenz auf. Andere können diese trainieren, indem sie sich selbst gegenüber und ihren Mitmenschen achtsamer werden. Allgemein hilft es:

– herauszufinden, was einen selbst ausmacht; wer man wirklich ist
– zu lernen, mit Gefühlen umzugehen und diese bewusst zu steuern
– Kommunikationsfähigkeit zu trainieren
– Konfliktmanagement zu verbessern
– Kritikfähigkeit zu optimieren bzw. zu lernen, Kritik offen anzunehmen.

In puncto EQ-Training macht Google es vor: Mit dem Mitarbeiter-Programm “Search Inside Yourself” wird gezielt die Achtsamkeit für die eigene Person und das Umfeld trainiert. Ziel dieses Emotional Intelligence Workshops ist ein glücklicherer und effektiverer Mitarbeiter.


Bildquelle: pexels.com, bruce mars

Lösen komplexer Probleme – damals und heute

Unangefochten auf Platz eins ist heute wie damals die Fähigkeit der komplexen Problemlösung. Auch in Zeiten, in denen die Technik uns sehr viel abnimmt, wird die komplexe Problemlösung durch Menschen wichtig für den Arbeitsalltag bleiben.

Denn Mitarbeiter, die eine Stärke im Lösen von Problemen beweisen, zeichnen sich durch viele verschiedene Fähigkeiten aus, die bei der Problemlösung gebündelt werden. Dazu zählen: Kreativität, Simplizität, Beharrlichkeit, Analytik sowie Flexibilität – und auch Emotionale Intelligenz. Denn letzten Endes beinhaltet der Prozess der Problemlösung auch das Treffen von Entscheidungen – und diese werden (wie schon erwähnt) vor allem auf emotionaler Ebene getroffen.

Kann man Problemlösung lernen?

Ein Geschick für das Lösen von Problemen setzt sich wie gesagt aus verschiedenen Fähigkeiten zusammen. Daher ist es schwer, nur diese Fähigkeit an sich zu verbessern. Trainiert man aber beispielsweise sein kreatives Denken, wird auch automatisch die Fähigkeit zur Lösungsfindung weiterentwickelt.


Bildquelle: Pexels.com, Startup Stock Photos

Neue Aufgaben für die Technik – und für uns

Während 2015 die Qualitätssicherung noch Teil der Liste an Job Skills war, wird sie zukünftig verschwinden. Überraschend ist das nicht, schließlich übernimmt KI-Technologie zunehmend die Qualitätssicherung für uns. Vom Wareneingang über die Produktionsvorbereitung bis hin zur Ausführung – die Technik macht’s.

Nicht explizit in der Skill-Liste aufgeführt, aber von elementarer Wichtigkeit, sind technologische Kenntnisse. Vor allem für Branchen, die bisher noch wenig Kontakt mit technologischen Neuerungen hatten, wird es im Sinne von Industrie 4.0 wichtig, sich fortzubilden.

Bildquelle Titelbild: pexels.com, Canva Studio

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