Manch einer Führungskraft soll es die Schweißperlen auf die Stirn getrieben haben, als im Zuge des Lockdowns das Homeoffice flächendeckend zum neuen Arbeiten erkoren wurde. Mit Aussagen wie „im Homeoffice arbeiten meine Mitarbeiter nicht effektiv“ oder „eine schnelle Kommunikation ist im Homeoffice gar nicht möglich“ versuchten Führungskräfte eine elementare Angst zu verschleiern – die des Kontrollverlusts. Die vergangenen Monate haben glücklicherweise das komplette Gegenteil bewiesen und doch: ob Homeoffice oder Büro, in vielen Unternehmen hapert es an guter Mitarbeiterführung.

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Vertrauen ist gut. Kontrolle ist besser?

Es mag antiquiert klingen, aber in den Führungsetagen vieler Konzerne sitzen sie noch, die elitären Silberrücken, die gute Mitarbeiterführung mit dem Gebaren eines kontrollierenden Vorarbeiters gleichsetzen. Dass dieser Stil der Mitarbeiterführung überholt ist und dem Unternehmen sogar schaden kann, ist mittlerweile bekannt. Dabei genügt es schon, an einigen eingerosteten Stellschrauben zu drehen, um für mehr Zufriedenheit, Effizienz und Erfolg im Unternehmen zu sorgen.

Ein Mitarbeiter, der sich im Arbeitsumfeld wohlfühlt, sich keine Sorgen machen muss und sich ohne ständige Kontrolle frei entfalten kann, arbeitet leichter, schneller und mit besseren Ergebnissen. Damit das möglich ist, braucht es Vertrauen auf der Führungsseite. Vertrauen darin, dass der Mitarbeiter seinen Job bestmöglich machen wird, ohne fortlaufend kontrolliert zu werden. Hinzu kommt: Er will ernstgenommen werden und sich als wertvoller Teil des Unternehmens fühlen.

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Ideenaustausch – die Gedanken sind frei

Viele Führungskräfte verkennen das Potenzial der Ideen ihrer Angestellten. Zugehört wird zwar, aber meist werden neue Ideen lediglich kopfnickend zur Notiz genommen – und danach wieder verworfen. Die wenigsten Vorgesetzten reflektieren Impulse aus dem Kreise der Mitarbeiter. Das ist fatal. Denn oftmals kommen die besten Ideen, die das Unternehmen voranbringen können, aus den eigenen Reihen. Eine gute Mitarbeiterführung zeigt sich daran, dass Ideen ernstgenommen und ausprobiert werden – und nicht mit Hinweis auf starre Strukturen („Haben wir immer so gemacht.“) schlicht abgewunken werden.

Feedback – nicht nur einmal im Jahr

Das jährliche Mitarbeitergespräch. Ein Recap-Meeting zwischen Chef und Angestellten, bei denen bewertet wird, wie gut gearbeitet wurde und um zu besprechen, was gegenseitig auf dem Herzen liegt. Die Frage ist aber, warum man solche Gespräche nur einmal im Jahr tätigen sollte. Sich immer mal wieder zwischendurch Feedback von den Mitarbeitern einzuholen, ist viel effektiver, als sich einmal im Jahr zusammenzusetzen.

Regelmäßige gegenseitige Verbesserungsvorschläge sowie Lob führen dazu, dass die Arbeitsatmosphäre positiv bleibt. Verbesserungen können direkt umgesetzt werden; Arbeitnehmer fühlen sich wertgeschätzt. Als Führungskraft bekommt man so auch viel schneller mit, wenn etwas schief läuft oder die Stimmung zu kippen droht – und kann dementsprechend handeln.

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Nähe zulassen und Privates teilen

Schriftstellerin Heidi Maria Artinger sagte: Auf dem Weg zur Macht geht oft die Menschlichkeit verloren. Damit hat sie Recht. Eine Führungskraft, die unnahbar und rein unternehmerisch mit den Angestellten und Mitarbeitern agiert, ist nicht gerne gesehen. Daher spricht nichts dagegen, Nähe zuzulassen und auch mal aus dem privaten Nähkästchen zu plaudern – beispielsweise über den letzten Urlaub, über die Wochenendpläne oder über die Kinder. Das schafft auf Mitarbeiterseite Vertrauen sowie Sympathie und verkleinert auch ein Stück weit das Gefälle zwischen Vorgesetztem und Angestellten.

Selbstreflexion – die Wirkung auf die Mitarbeiter

Es ist wohl die wichtigste Eigenschaft einer guten Führungskraft: die kritische Selbstreflexion. Denn die eigene Selbstwahrnehmung unterscheidet sich zuweilen erheblich von der Außenwirkung. Als leitende Kraft sollte man sich folgende Fragen stellen:

  • Sind meine Mitarbeiter wirklich so führungsbedürftig, oder bin ich zu bestimmend; traue ich ihnen zu wenig zu?
  • Lasse ich eigene Meinungen zu und reflektiere diese?
  • Kommt wenig Eigeninitiative, weil ich zu resolut auftrete?
  • Haben meine Mitarbeiter genug Vertrauen zu mir, sodass sie mit Problemen zu mir kommen?
  • Erlaube ich Fehler und motiviere zum eigenverantwortlichen Handeln?
Gute Mitarbeiterführung - auch eine Frage der Selbstreflexion
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Der Vorgesetzte als Vorbild

Wer selbst mit der Frage hadert, ob er oder sie eine gute Führungskraft abgibt, kann sich auch einmal vor Augen führen, wie der ideale Vorgesetzte für einen selbst aussehen könnte. Vielleicht hatte man selbst schon mal einen Chef oder Teamleiter, bei dem man gedacht hat: „Genau so würde ich mich als leitende Persönlichkeit auch verhalten. Mein Chef hat Vorbildcharakter.“ Ein größeres Kompliment kann man wohl nicht bekommen – und kann sich gleichzeitig gewiss sein, dass man alles richtig macht.

Eigenschaften einer guten Mitarbeiterführung

Zusammenfassend kristallisieren sich einige klare Eigenschaften einer guten Führungspersönlichkeit heraus:

  • Vertrauen in die eigenen Mitarbeiter und wertschätzender Umgang – ständige Kontrolle geht gar nicht
  • Individuelle Stärken erkennen und fördern
  • Nahbar sein und auch mal Persönliches preisgeben
  • Ernsthaft zuhören und Meinungen/Ideen anerkennen
  • Motivation zur Eigeninitiative und Fördern der individuellen Entwicklung
  • Fehler zugestehen und zur Verbesserung motivieren

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